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Schleswig-Holstein

Märchenhafter Stadtrundgang durch Schleswig

Schleswig Stadtrundgang

Kulturherbst in Schleswig

Als wir uns auf der Bank vor dem wohl markantesten Bauwerk der Stadt – dem Schleswiger Dom – versammeln, herrscht bereits eine besondere Lichtstimmung. Die Abendsonne gibt an diesem lauen Herbsttag noch einmal alles und taucht das Blätterwerk vor dem Dom in ein stimmungsvolles Licht. Der perfekte Ort für eine Geschichte. Susanne Schoppmeier läutet ihre Shanty-Glocke und schon herrscht gespanntes Schweigen auf das erste Märchen dieser ganz besonderen Stadtführung des Kulturherbstes in Schleswig.

Der Schleswiger Dom – das markante Bauwerk muss natürlich im Bild festgehalten werden.

Sagen und Märchen beim Spaziergang durch Schleswig

Ein gigantisches Schiff mit Tauen so dick wie Baumstämme soll den Ärmelkanal entlanggefahren und dort schließlich stecken geblieben sein. Nur mithilfe von ordentlich Seife schaffte es das Schiff wieder raus aus dieser Misere. Als es dann in der seichten Ostsee wiederum auf Grund geriet, warfen die Seeleute allen Ballast über Bord. So soll laut der märchenhaften Sage „Dat grote Schipp, de Mannigfual“ die dänische Insel entstanden sein.

Vom Dom aus führt uns unser Weg weiter über den Schleswiger Rathausmarkt. Susanne Schoppmeier zeigt auf die 500 Jahre alte „Alte Apotheke“ und erzählt von ihrem Inhaber Kay Wendt, der dort ein Café eröffnet hat und seine handgefertigte Keramik verkauft. Über das Kopfsteinpflaster geht es vorbei an alten Backsteinhäusern, an denen Rosen emporranken, bis zum Rathaus, wo schon die nächste Geschichte auf uns wartet. Sie handelt von Odins Sohn, der als Baby mit einem herrenlosen Schiff die Schlei heraufgefahren kam. Doch Susanne Schoppmeier erzählt nicht nur von Märchen und Sagen während dieser ganz besonderen Stadtführung. Sie weiß auch, wann das Rathaus im klassizistischen Stil erbaut wurde – nämlich 1794. Und sie erzählt von den Menschen, die früher oder auch heute in Schleswig leben und die Stadt prägen. Vom Rathaus aus geht der märchenhafte Spaziergang weiter durch die Töpferstraße in Richtung der Fischersiedlung Holm.

Ausgebildete Märchenerzählerin

Schon seit 17 Jahren erzählt Susanne Schoppmeier Märchen. Neben ihrer Arbeit im Schloss Gottorf bringt sie sowohl Kindern als auch Erwachsenen die bekannten und auch weniger geläufigen Geschichten näher. Dafür hat sie sogar eine offizielle Ausbildung als Märchenerzählerin gemacht. „Als kleines Kind habe ich auf dem Schoß meiner Oma gesessen und wie gebannt den Geschichten von Hänsel und Gretel oder Rumpelstilzchen gelauscht. Das sind für mich wunderbare Erinnerungen. Ich möchte die Märchen durch meine Arbeit weiter am Leben erhalten“, sagt sie, während wir das markante Schild zum Holm passieren.

Es duftet herrlich, als wir an dem Restaurant „Zur Schleimöwe“ vorbeigehen. „Hier kann man richtig gut Fisch essen“, sagt Susanne Schoppmeier und führt uns durch die malerische Straße rund um die Kirche. Wir erfahren, dass auf dem Holmer Friedhof nur Menschen begraben liegen, die zur sogenannten „Holmer Beliebung“ gehörten – eine Art Vereinigung der Fischer. Außerdem erzählt Susanne Schoppmeier von den Klöntüren der Fischerhäuser, an denen sich auch heute noch die Bewohner über das Wetter oder den letzten Urlaub unterhalten.

Wir biegen rechts ab in die Straße „Fuß am Holm“ und folgen dem wunderbaren Blick auf die Schlei. Am Wasser angekommen, sitzt bereits ein älterer Herr auf der Bank und der Inhaber der Alten Apotheke Kay Wendt macht sich gerade mit seinem SUP-Board auf dem Weg auf die Schlei. Ob er bei seiner Fahrt wohl auf die Schwarze Gret trifft, die den Holmer Fischern einst einen großartigen Fischfang bescherte? Dieser Platz mit direktem Blick auf die Schlei ist auf jeden Fall der perfekte Ort für diese Geschichte, bei der die Fischer ein wenig übermütig wurden und schließlich in einen fürchterlichen Sturm gerieten, den die Schwarze Gret ihnen schickte.

Mit viel Leidenschaft erzählt Susanne Schoppmeier die Geschichte von der schwarzen Gret.

Anschließend machen wir uns wieder auf in Richtung Holmer Friedhof und nehmen auf einer Bank Platz. Inzwischen geht die Sonne unter, die einsetzende Dämmerung macht die Geschichte von dem goldenen Fisch noch ein wenig schauriger. Auch die Holmer Bewohner fühlen sich von der leidenschaftlichen Art, wie Susanne Schoppmeier die Schleswiger Märchen erzählt, angezogen und so gesellen sich ein, zwei Zuhörer spontan dazu. Unser Märchenspaziergang endet schließlich wieder dort, wo er angefangen hat – am Schleswiger Dom. Mit der Geschichte von der gelben Blume schließt die Märchenerzählerin die rund 60-minütige Tour und lässt uns ein wenig verträumt und mit einem neuen Blick auf Schleswig zurück.

Die nächsten märchenhaften Stadtführungen findet am 27.9. und am 28.10. um 18.30 Uhr statt. Kosten: 10 Euro. Anmeldung bitte bei der Touristinfo in Schleswig.

Zum Kulturherbst in Schleswig finden viele kreative und spannende weitere Veranstaltungen statt. Zum kompletten Programm

Weitere Infos zum Kulturherbst

*w e r b u n g (bezahlte Partnerschaft mit Ostseefjord Schlei GmbH)

Fotos: André Mikhaimer