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Schleswig-Holstein

Wandern mit Alpakas und Lamas

Alpaka Wanderung Schleswig-Holstein

Während Heike Eichhorn und Tochter Laura ihre Gäste auf ihrer Weide in Aukrug begrüßen, beschnuppert Hachiko neugierig die Taschen auf dem Tisch. Der weiße Alpaka-Wallach ist auf der Suche nach Leckerlies und weiß ganz genau, dass bei der heutigen Wanderung der ein oder andere Snack für ihn drin sein wird. Doch noch ist es nicht soweit. Die Gäste sollen vor ihrer Tour schließlich mehr über die Tiere und ihr Wesen erfahren. Heike Eichhorn stellt all ihre acht Tiere mit Namen und charakterlichen Besonderheiten einzeln vor. Lama Benni ist der Anführer der Truppe und geht gerne schnell voraus. Bei Alpaka Aladin ist gelegentliches Stehenbleiben ein Muss, da er sich unglaublich gerne an Bäumen schubbert. Und wenn Hachiko auf Wanderung geht, ist die Schnauze immer in Nähe der Leckerlies.  

Alpaka Wanderung in Aukrug

Jetzt ist an den Gästen, sich den passenden Begleiter für die heutige Wanderung auszusuchen. „Es ist verrückt, aber meist finden alle für sich ein Tier, das zu ihnen vom Charakter hervorragend passt“, sagt Heike Eichhorn. Julia Kuengels und Lama Floki scheinen sich von Anfang an gut zu verstehen. Er lässt sich von seiner heutigen Begleiterin den Hals streicheln und das Halfter anlegen. Hat jeder sein passendes Alpaka oder Lama gefunden, startet die einstündige Wanderung mit den Tieren entlang der Wälder und Felder im Naturpark Aukrug.

Alpaka Hachiko

Seit drei Jahren bietet die Sozialpädagogin gemeinsam mit ihrer Tochter diese besondere Art eines Spazierganges an. „Durch das sanfte und ruhige Wesen der Tiere sollen die Gäste Entschleunigung finden. „Besonders in unseren hektischen Zeiten kann eine Wanderung mit den Tieren dabei helfen, einfach mal abzuschalten und wieder mehr Ruhe in den Tag zu bringen“, ist Heike Eichhorn überzeugt. Und tatsächlich: Die Tiere trotten gemächlich hinter den drei Teilnehmern der heutigen Wandergruppe her. Ab und zu Mal stehen bleiben, die Felder mit den großen Kulleraugen betrachten, kurz am Baum schnuppern und dann langsam weitergehen.

Die Nachfrage der Wanderungen sei im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, erzählt Heike Eichhorn. Denn längst haben die flauschigen Alpakas die Flamingos und Einhörner als Trendtiere abgelöst. Spardosen, Plüschtiere, Postkarten, Becher oder sogar Ohrringe: Die flauschigen Tiere haben es den Verbrauchern angetan. Heike Eichhorn betrachtet diese Entwicklung mit ein wenig Skepsis: „Natürlich freuen wir uns, dass die Menschen dadurch ihr Interesse an den Tieren zeigen. Doch leider bringt der Trend auch mit sich, dass sich einige Alpakas zulegen, ohne großartig über die Haltung nachzudenken. Selbstverständlich kann man ein Alpaka nicht einfach im Garten halten, doch es gibt immer wieder solche Fälle“, berichtet Eichhorn. Auf ihrer sogenannten Kleinen Wunderwiese – einer gepachteten Weide mit Offenstall in der Nähe von Neumünster – würden die Tiere dagegen genug Auslauf haben und können so artgerecht gehalten werden.

Heike Eichhorn habe sich in erster Linie für die Tiere entschieden, weil bei Menschen keine Allergien bekannt sind. Alpakas und Lamas haben eine besondere Fellbeschaffenheit – frei von Lanolin, in dem sich Bakterien und Staub festsetzen können. Eichhorn selbst reagiere allergisch auf Pferdehaare und habe daher nach einer Alternative gesucht. Schnell haben sie und ihre Tochter das ruhige und freundliche Verhalten der Tiere lieben gelernt. „Unsere ersten Kontakte mit Alpakas haben uns sehr berührt. Sie strahlen eine besondere Gelassenheit und Wärme aus, die jeden ansteckt“, sagt Laura Eichhorn.

Therapeutischer Einsatz von Lamas und Alpakas

Diese Wesensart möchten sich Mutter und Tochter zukünftig auch für den therapeutischen Einsatz der Lamas und Alpakas zunutze machen. „Wir arbeiten beide im sozialen Bereich und haben schon seit längerem die Idee, die Arbeit mit Mensch und Tier auf diese Art zu verbinden“, so Heike Eichhorn. Daher haben die beiden Frauen eine Weiterbildung zur Fachkraft für tiergestützte Interventionen gemacht. Auf der „Kleinen Wunderwiese“ bieten sie unter anderem eine individuelle Förderung bei Verhaltensauffälligkeiten wie Autismus oder ADHS, bei geistigen und körperlichen Behinderungen oder bei psychischen Erkrankungen an.

„Die Gäste bauen in der Regel recht schnell eine Beziehung zum Tier auf, da gegenüber anderen Menschen eine deutlich höhere Schwelle für Körperkontakt besteht als gegenüber Tieren. Durch den Hautkontakt wird sowohl die Oxytocinausschüttung gesteigert als auch der Cortisolspiegel gesenkt“, erklärt Eichhorn. Dabei sei aber immer wieder wichtig, sich klar zu machen, dass dieser therapeutische Einsatz der Tiere keine Schulmedizin oder andere Therapien ersetze. „Es ist natürlich kein Wundermittel – kann aber wie eine Initialzündung wirken und Therapien begleitend unterstützen oder therapiemüde Klienten motivieren.“

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Lamas und Alpakas?

Lamas und Alpakas sind sogenannte Neuweltkameliden. Ihre Heimat sind die Hochlagen Südamerikas. Dort leben auch heute noch ihre Vorfahren – die Vicunjas und Guanakos in freier Wildbahn. Beide Tierarten gehören zur Familie der Wiederkäuer und Schwielensohler. Sie haben keine Hufe wie Pferde oder Klauen wie Schafe, Kühe oder Ziegen, sondern weiche Schwielen an der Fußunterseite. Dadurch sind die Tiere sehr trittsicher und verursachen auch kaum Schäden an der Weide. Alpakas wurden auf feine Wollqualität hin selektiert, Lamas werden auch heute noch von den Einheimischen als Tragtiere verwendet. Mit bis zu einer Größe von bis zu 90 Zentimetern sind Alpakas deutlich kleiner als Lamas, haben aber wesentlich mehr Wolle. Beide Tiere spucken als Ausdrucksform der Rangordnung innerhalb der Herde. Gezielt nach Menschen spucken sie aber äußerst selten.

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