Ein schier endloser feiner Sandstrand, der bis zum Horizont zu reichen scheint. Daraus empor ragen die Pfahlbauten, die mit ihren imposanten Stelzen über dem zwölf Kilometer langen Strand thronen – einzigartige Bauwerke an einem einzigartigen Ort. Hier in St. Peter-Ording fühlt man sich plötzlich ganz klein. Fast schon ehrfürchtig geht der Blick in die Natur mit ihrer unglaublichen Weite. Dazu kommen die Dünen, die hier an der Nordseeküste auch mal über zehn Meter hoch sein können. Salzwiesen auf beiden Seiten des Steges, in denen es von Vögeln nur so wimmelt. Austernfischer, Kiebitz und Rotschenkel laden täglich zum Gesangskonzert. Nur einen Steinwurf entfernt ein weitläufiger Kiefernwald, in dem die steife Meeresbrise plötzlich kaum noch zu spüren ist. All das ist St. Peter-Ording. All das macht dieses Fleckchen Erde an der Spitze der Halbinsel Eiderstedt zu einem der wohl schönsten Orte entlang der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Wasser- und Strandsportler, Naturliebhaber, Sonnenanbeter sowie Ruhesuchende kommen hier gleichermaßen auf ihre Kosten. Denn in St. Peter-Ording ist Platz für alle.
St. Peter-Ording: Ort der Gegensätze und Geschichte
So unterschiedlich wie die Besucher sind auch die vier Ortsteile von St. Peter-Ording. St. Peter-Bad, St. Peter-Dorf, Ording und Böhl reihen sich wie eine Perlenkette am kilometerlangen Strand aneinander. Jeder versprüht dabei seinen ganz eigenen Charme. Das südlich gelegene Böhl gilt als eher ruhig und beschaulich. Neben den Feriengästen fühlen sich hier auch die Vögel in den Salzwiesen besonders wohl. Ruhe und Entspannung trifft auf beeindruckende Naturvielfalt. Erst vor zwei Jahren wurde in Böhl der Naturlehrpfad feierlich eröffnet. Auf 1,3 Kilometern erfahren die Besucher Wissenswertes über die Vogel-, Pflanzen- und Meereswelt der Region an der Nordsee. Der Pfad verläuft von der Strandüberfahrt auf der Deichkrone bis hin zum 128 Jahre alten Böhler Leuchtturm, der mit seinen rot-braunen Ziegelsteinen schon damals als Orientierungsfeuer diente, um das Eiderfahrwasser zu markieren.
Reetdachhäuser in St. Peter-Ording
Romantische Reetdachhäuser, an denen die Rosen emporklettern, und kleine Traditionscafés, in denen Friesentorte und Pharisäer serviert werden, bestimmen das Bild vom ältesten Ortsteil St. Peter-Dorf. Ein Dorf voller Geschichte und Geschichten. Denn hier befindet sich auch das Museum Landschaft Eiderstedt sowie die historische Insel. In dem wieder aufgebauten Backhus werden im Sommer täglich frische Brote nach alter Tradition im Holzofen gebacken. Neben einem Eiskeller, der früher zur Kühlung diente, alten Duckdalben und Deichsteinen steht hier auch das sogenannte „Schipperhus“ – eine absolute Rarität. In diesem Haus wurden früher die Strandleichen aufbewahrt. Der Pastor führte Buch über die Toten, bei denen es sich häufig um Seemänner aus der Umgebung handelte.
Der Deich teilt den dritten Ortsteil Ording in zwei Hälften und schafft so eine natürliche Grenze zwischen dem Mekka der Strand- und Wassersportler am weitläufigen Strand und dem beschaulichen Teil im einstigen Fischerdorf. Auf der Meeresseite tobt das maritime Leben und im Sommer locken Großveranstaltungen wie das Drachenfestival oder das Beachvolleyball-Turnier zahlreiche Besucher an. Hinterm Deich geht es dagegen ruhiger zu. Der Charme des früheren Fischerdorfs Ording ist auch heute noch zu spüren.
St. Peter-Bad gilt als das touristische Zentrum. Hier wird es moderner und lebhafter, als in allen anderen Teilen. 1877 öffnete das erste Hotel seine Türen. Rund 80 Jahre später entdeckte man hier auch die Schwefelsolequelle – der Anstoß für die Entwicklung hin zum Nordseeheil- und Schwefelbad. An der belebten Promenade in St. Peter-Bad reihen sich Boutiquen und Souvenirshops aneinander. Wem es hier zu voll wird, der macht sich auf in den angrenzenden Kiefernwald oder geht die rund 1000 Meter lange Seebrücke entlang, die direkt an den Strand führt. Hier stehen auch gleich mehrere der hölzernen Riesen, die das Bild von St. Peter-Ording seit Jahrzehnten prägen.
Die hölzernen Riesen am Strand
Die imposanten Pfahlbauten gelten mit ihren meterhohen hohen Stelzen als das Wahrzeichen von St. Peter-Ording. Seit mehr als hundert Jahren thronen sie über der teils rauen See und dem schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Der erste Pfahlbau öffnete seine Türen bereits im Jahre 1911. In der sogenannte „Giftbude“ konnten sich die hungrigen Strandbesucher schon damals stärken. Der Name lies darauf schließen, dass es hier nach dem Sprung in die Wellen „wat geevt“ – zum Beispiel Schnaps oder Erfrischungsgetränke. Denn der Weg vom Wasser in den Ort ist zu weit, um sich mal schnell etwas zu Trinken zu kaufen. Nach und nach kamen weitere Bauten mit Umkleiden und Badeaufsicht hinzu.
Doch nicht alle Pfahlbauten von damals konnten dem rauen Temperament der Nordsee standhalten. Auch die erste Giftbude steht schon lange nicht mehr. Immer wieder machen Sturmfluten und Hochwasser den hölzernen Strandhütten zu schaffen. Und immer wieder werden sie neu aufgebaut. Denn St. Peter-Ording wäre ohne seine hölzernen Riesen einfach nicht dasselbe. Zuletzt mussten sie um 150 Meter weiter in Richtung Dünengürtel versetzt werden. Denn der breite Sandstrand von St. Peter-Ording ist seit Langem schon auf Wanderschaft.
Experten des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) haben berechnet, dass an einzelnen Abschnitten jedes Jahr sechs bis acht Meter Strand verloren gehen. Die Dünen wachsen und die Hochwasserlinie weicht in Richtung Osten zurück. Der Klimawandel und der Anstieg des Meeresspiegelanstieg sind für die Küsten und Strände in ganz Schleswig-Holstein eine der größten Herausforderung.
Die drei Klimazonen: Dünen, Salzwiesen und Wald
Die Natur und das maritime Meeresklima bekommt man überall in St. Peter-Ording besonders intensiv zu spüren – ganz gleich, in welchem Ortsteil man sich gerade aufhält. Die Besonderheit dabei sind die Heilwirkungen, die das sogenannte Reizklima mit sich bringen soll. Die drei verschiedenen Klimazonen sind an der Spitze der Halbinsel Eiderstedt einzigartig und versprechen nicht nur Abwechslung, sondern auch eine außerordentliche Wirkung auf die Gesundheit. Ein Spaziergang an der Brandung fegt nicht nur jegliche Alltagssorgen weg, sondern lindert auch Atemwegserkrankungen und stärkt das Immunsystem. Zu verdanken sind diese Auswirkungen der hohen Konzentration der Aerosole, die von Wind und Wellen in die Luft gesprüht werden. Einmal tief Luftholen und Durchatmen – Denn der Sauerstoff- und Jodgehalt sind hier besonders hoch.
Auch in den Dünen – der zweiten Klimazone – findet sich eine hohe Aerosolkonzentration. Hier ist sie ein wenig abgemildert, doch dennoch mit positivem Effekt für Körper und Geist. Klare und praktisch pollenfreie Luft lässt einen tief durchatmen.
Doch es gibt in St- Peter-Ording nicht nur Strand und Meer. Vor mehr als hundert Jahren wurde ein weitläufiger Kiefernwald angelegt. In dieser dritten Zone zeigt sich das Nordsee-Reizklima im Schutze der Bäume deutlich milder. Auch die UV-Strahlung ist hier zwischen den Kiefern schwächer. Ein Spaziergang bringt Ruhe, Windstille und den harzigen Duft der Nadelbäume in die Nase. Auf rund 400 Hektar eröffnen sich zahlreiche Spaziermöglichkeiten und eine schonende Erholung. Kein Wunder, dass gleich mehrere Kur- und Rehakliniken ihren Sitz in St. Peter-Ording gewählt haben. 1949 wurde es als Seebad anerkannt. Aus dem früheren Kurmittelhaus ist die bekannte Dünen-Therme geworden, die nicht nur Kurgäste, sondern auch Wellnessurlauber anlockt.
Ob auf der Suche nach Entspannung, Natur oder Aktivurlaub: In St. Peter-Ording ist es ganz gleich, ob man bei strahlendem Sonnenschein im Hochsommer oder im stürmischen Herbst an die Nordseeküste kommt. Denn selbst das Grau ist hier inmitten des Nationalparks Wattenmeer eine Farbe mit vielen Schattierungen. Mal geht es ins kühle Blau, wenn das Meer seine hohen Wellen schlägt. Mal ist es dunkel und mystisch, wenn die Wolken tief über den Wellen hängen, und dann wieder das zarte helle Grau des Sandes, den die Brise in wogenden Schleiern über den endlosen Strand fegt. Und dann ist plötzlich von dem Grau nichts mehr übrig, wenn die Wolken weiterziehen und ein strahlendes Blau hinterlassen. Dann treffen sich die bunten Drachen der Kitesurfer zum Himmelstanz und Schaulustige beobachten das Spektakel vom Strand aus. All das ist St. Peter-Ording.
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