Inmitten der malerischen Altstadt Kappelns ragt ein Gebäude besonders empor: Die Mühle Amanda ist eines der markantesten Bauwerke der Stadt und beherbergt neben dem Heimatmuseum „Alte Sägerei“ auch die Tourist-Information. Genau hier startet unsere Hofladen-Tour. Mit dem Fahrrad wollen wir heute die Gegend rund um Kappeln nicht nur entdecken, sondern auch schmecken.
Von der Mühle Amanda aus geht es direkt über die Klappbrücke. Den Hafen hinter uns gelassen, begeben wir uns in Richtung der weiten Wiesen und Felder. Nach knapp 15 Fahrminuten erreichen wir bereits unseren ersten Stopp. Bei Biobente wollen wir mehr über das Konzept dieses neuen Bio-Ladens an der Schlei erfahren.
Nicht nur bio, sondern Bente
Schon beim Betreten wird schnell klar, dass dieser Laden nichts mit verstaubten Reformhäusern und verwinkelten kleinen Biomärkten zu tun hat. Es ist hell, freundlich und modern. Zwischen den Regalen mit Obst und Gemüse, Käse, Fleisch, Wein, Backwaren und Naturkosmetik sowie Reinigungsmittel ist reichlich Platz. Es wirkt nicht vollgestellt und dennoch ist das Sortiment groß. Heute möchte ich für ein leckeres Herbstrezept einkaufen und stürze mich daher direkt aufs Gemüseregal.
Wissen, wo es herkommt
Der Korb voller Kürbisse spricht mich direkt an und schnell ist klar: Heute Abend wird daraus eine leckere Quiche gezaubert. Aber da ist noch etwas, was meine Aufmerksamkeit fordert. Über dem Gemüseregal steht in großen Buchstaben „Direkt von hier“. Darunter in Kreisen aufgelistet: die Höfe aus der Gegend, die genau dieses Gemüse liefern, welches ich gerade in meinen Einkaufskorb lege. Transparenz pur – genau so stelle ich mir einen regionalen Bioladen vor. Hier werden alle Produzent:innen auffällig präsentiert. Wissen, wo es herkommt: So lautet das Credo.
Nicht nur die Namen der Höfe prangen auffällig an den Wänden. Ich erfahre auch etwas über die Haltung, den Anbau sowie die Zucht. Sogar auf der Eierverpackung bekomme ich direkt eine Verbindung zum Hof „Das Landei aus Angeln“. Denn das Gesicht von Chefin Katharina Lass Kius ist darauf abgebildet. Über dem Regal kann ich zudem nachlesen, wie die Tiere dort gehalten werden – mit viel Bewegungsfreiheit und Auslauf.
Möchten die Kund:innen darüber hinaus mehr über die Produkte wissen, stehen Inhaberin Bente und ihre Mitarbeitenden bereit. Gerade ist die Chefin selbst noch in ein Gespräch mit einer Kundin verwickelt, die mehr über die Bio-Kosmetiklinie im Laden erfahren möchte. Ich gönne mir in der Zwischenzeit einen Kaffee vom Frischetresen und begutachte die verführerischen Backwaren, die vom Joldelunder Bäcker stammen.
Respekt, Tierwohl und Transparenz
Respekt, Tierwohl und Transparenz: Diese drei Schlagworte finden sich immer wieder in dem Ladenkonzept. Ob nun als Lettern an der Wand oder eben in den Produkten selbst. Den knapp 400 Quadratmeter großen Laden gibt es erst seit einem Jahr. „Wir wollten eine Plattform für all die regionalen Produzenten schaffen und für richtig gute Qualität stehen. Ich kenne daher auch jeden unserer Produzenten – Das ist mir ganz wichtig“, sagt Gründerin Bente, die inzwischen ihr Kundengespräch beendet hat und mich durch den Laden führt.
Kleiner Abstecher auf Hof Sandbek
Ich habe Glück, dass die Chefin heute Zeit für mich hat und so unterbrechen wir die Fahrradtour für einen kleinen Abstecher. Bente nimmt uns vom Bioladen aus kurzerhand in ihrem Lieferwagen mit auf ihren Hof im Norden Kappelns. In sechster Generation bewirtschaften sie und ihr Mann Dirk den landwirtschaftlichen Betrieb Hof Sandbek. „Früher war das alles hier ein konventioneller Schweinemast-Betrieb“, erklärt Bente und zeigt über das weitläufige Land. Doch vor zwei Jahren haben sie alles auf links gedreht und auf Bio umgestellt – ein großer Schritt. „Mich hat die Fridays-for-Future-Bewegung persönlich sehr bewegt. Wir haben außerdem drei kleine Kinder und mein Mann und ich haben uns selbst gefragt: Was hinterlassen wir denen eigentlich? In was für einer Welt werden sie später leben? Wir wollten etwas verändern und deshalb haben wir von 7000 Tieren auf 450 reduziert und komplett auf Bio umgestellt.“ Neben den Schweinen haben auch ein paar Hühner und Ziegen auf Hof Sandbek ihr zu Hause. „Die sind aber nur für unsere Kinder da“, sagt Bente.
Zusammen mit den Bio-Gärtnern Jasmin und Julian plant Ehemann Dirk außerdem für nächstes Jahr auf 5000 Quadratmetern einen Gemüsegarten. Unter dem Namen Schleibeete sollen im kommenden Jahr 20 bis 30 verschiedenen Sorten auf dem Hof angebaut werden – von Salaten über Wurzelgemüse bis hin zu verschiedenen Kohlsorten. Alles natürlich im Einklang mit der Natur. Permakultur statt Monokultur, Biodiversität fördern, statt sie zu zerstören.
Jeder ist auf dem Hof willkommen, beim Gemüseanbau oder auch bei der Schweinefütterung über die Schulter zu schauen. Wer mag, darf auch mal mit anpacken. Das ist das Konzept hinter den Schleibeeten. „Wir wollen, dass die Menschen wieder einen stärkeren Bezug zu den Lebensmitteln bekommen. Wissen, wo es herkommt, wie es angebaut wird“, erklärt Biogärtnerin Jasmin. Auch Schulklassen wollen sie hier auf dem Hof empfangen. Es wird außerdem eine Biokiste im Abo geben.
Schafskäse aus der Region
Das Backsteinhaus mit Reet und seiner kunstvoll verzierten Eingangstür scheint wie aus dem Bilderbuch. „Hier schlägt noch eine andere Zeit“, denke ich, während ich mit Hofbesitzerin Luise in Richtung Schafsweide gehe. Die Tiere grasen friedlich, während sie mir erklärt, dass sie die Schafe zwei Mal täglich melken und sie dann aus der Schafsmilch von Hand nach alter handwerklicher Tradition Käse herstellen.
Im Hofladen wird natürlich probiert und ich schmecke sofort, dass das hier ein ganz anderer Schafskäse ist, als ich ihn aus dem Supermarkt kenne. Viel milder im Geschmack, viel weicher in der Konsistenz – einfach lecker. Der kommt natürlich sofort in den Rucksack und wird neben Kürbis und Rosenkohl eine der Hauptrollen in meiner herbstlichen Quiche spielen.
Hier geht es zum Rezept
Zum Sortiment vom Hof Ahmen gehören aber auch ungewöhnliche Schafskäse-Kreationen wie zum Beispiel mit Ingwer, Basilikum oder auch Rosenblüten. Als Luise und ihr Mann Andreas mir am Ende unseres Besuchs schließlich noch das moderne, fast komplett verglaste Ferienhaus mit freiem Blick auf die Schafsweide und die umliegende Natur zeigen, wäre ich am liebsten direkt über Nacht geblieben. Doch für uns ging es weiter mit dem Rad in Richtung Küste.
Milchtankstelle und Saatgutautomat
Doch einen spontanen Stopp legen wir noch ein, bevor wir das Meer erreichen. Von der Straße aus lesen wir bereits das große Schild mit der Aufschrift „Milchtankstelle“ und wir kommen noch einmal vom Weg ab. Zwar ist im Rucksack leider kein Platz mehr für einen frischen Liter Milch von der „Karlbergfelder Ostseemilch“, doch wir schmeißen einen Euro in den umgebauten Kaugummi-Automaten daneben und bekommen statt Süßigkeiten eine kleine Kugel gefüllt mit Saatgut.
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Fahrradfahren direkt am Meer entlang
Weiter geht es auf der letzten Etappe mit dem Rad durch die kleinen Orte rund um Kappeln, bis wir endlich das Meer erreichen. Hier unbedingt darauf achten, den richtigen Weg für die Räder zu nutzen. Der Spazierweg vorne an der Promenade ist den Fußgängern vorbehalten. Aber auch der Radweg daneben ermöglicht einen traumhaften Blick auf die Landschaft. In der Ferne blitzt bereits Olpenitz auf und wir biegen kurz vor dem Feriendorf links ab und machen uns wieder auf den Rückweg in Richtung Kappeln. Dabei geht es noch einmal vorbei an wunderschönen Reetdachkaten in Olpenitzdorf bis wir schließlich wieder die Brücke überqueren. Zum Glück möchte gerade ein Segelschiff passieren. Genug Zeit also, um noch einmal den Blick auf den Kappelner Hafen zu genießen, bevor wir wieder an unserem Startpunkt, der Mühle Amanda, ankommen.
Weitere Infos zur Region Ostseefjord Schlei
*w e r b u n g (bezahlte Partnerschaft mit Ostseefjord Schlei GmbH)